четверг, 11 февраля 2016 г.

Vom Leben und Schreiben



Momentaufnahme aus dem Leben einer zufällig herausgegriffenen Einzelperson in den Wirbeln des westöstlichen Wirrwars während des heranreifenden Großen Chaos;
verfasset aus einer Laune heraus, ohne jegliches Wissen, für wen oder für was das gut sein könnte.


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 Besagte zufällig herausgegriffene Einzelperson wurde in einem westlichen Lande geboren und schlug sich in der Folge, ohne zu verstehen, was genau los ist und worum es geht, jahrelang hilflos unbeholfen als Fremder unter Fremden in jenen Breiten durchs Leben. Als es ihn schließlich nach Rußland verschlug, fühlte er sich zum ersten Mal im Leben irgendwo halbwegs zu Hause, und begann langsam, ganz langsam zu sich zu kommen. 

Es ergab sich dann so dieses und jenes; doch um all dieses Dieses und Jenes richtig aufgreifen zu können, hätte er in den westlich Breiten, von denen er herkam, einen gewissen Rückhalt gebraucht; und einen solchen Rückhalt konnte es naturgemäß nicht geben.
So krachte denn alles zusammen. 

Da er inzwischen etwas besser durchblickte als früher und auch eine gewisse innere Beweglichkeit entwickelt hatte, konnte er das hereinbrechende Durcheinander irgendwie überstehen und sich darin sogar dabei weiterentwickeln. – Die Situation in jenen Breiten, in denen er so lange unbeholfen hilflos herumvegetiert hatte, hatte er von außerhalb genügend gut durchschaut, um zu verstehen, daß das in einer wie auch immer gearteten Katastrophe enden muß; so daß das nunmehr heranrückende Große Chaos ihn weiter nicht erstaunen kann.

Zur Zeit erlebt er das weltweite Chaos, äußerlich eingeklemmt an einem Schnittpunkt zwischen westlichem und östlichem Wahnsinn und innerlich bemüht, irgendwie die Übersicht zu behalten, von Montenegro aus.
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Weiter nun in der Ich-Form:
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Die angekündigte Momentaufnahme entstand auf Grundlage einer vor kurzem in meinem russischen Blogveröffentlichten russischsprachigen Momentaufnahme. Für die deutsche Version wird sie nun teils abgeändert, teils erweitert, teils gekürzt, teils einfach übersetzt. 

Einfach so. Genau wie das russische Original, das auch einfach so entstanden ist. Aus einer Laune heraus; für wen auch immer, den oder die solche Momentaufnahme interessieren könnte.

Der russische Text entstand auf Grundlage eines längeren Briefes, den ich an drei Mitstreiter von der literarischen Front geschrieben hatte. Auf nebenstehendem Foto sieht man die Adressaten jenes Briefes. Geknipst wurde das Foto in Tbilissi während der gemeinsamen Arbeit (wenn ich mich nicht täusche wurde da grad die georgische Übersetzung meine Erzählung "Biana" besprochen; näheres siehe hier)

Denn mal los…

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Ich hab den Eindruck, daß irgendwelche umfassende Veränderungen anstehen. Sowohl in meinem persönlichen Leben als auch – und vor allem – in der weltweiten Situation. Die einstmals heimischen, halbheimischen europäischen Breiten werden, so weit ich det verstehe, wohl kaum an einer sozialen Katastrophe vorbeikommen. Nicht unbedingt im Sinne eines dritten Weltkriegs, sondern eher in Form eines innereuropäischen Gemetzels. Zur Zeit ist es noch verhältnismäßig ruhig; doch die Ruhe scheint trügerisch.

Was meine persönliche Situation betrifft – keine Ahnung, was da im Busch ist. Ich spüre, daß irgendwelche Veränderungen heranreifen, und ich weiß, daß das so nicht weitergehen kann. Aber was für Veränderungen und in welche Richtung – weiß der Teufel. Ist alles sehr unverständlich; doch dafür habe ich mehr Kraft als früher, und blick besser durch. Das heißt, ich blick besser durch bei dem, was ist; was das Künftige betrifft, so laß ich mich überraschen.

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Jeden Tag schreib ich; in Russisch, in Deutsch; hauptsächlich allen möglichen Kleinkram: Ernsthaftes, Halbernsthaftes, Verrücktes. Vor kurzem erfand ich drei altgriechische Weisen (Hypsopystos, Pystohypsos, Ephemistos). Anfangs schrieben sie nur in Deutsch; im Weiteren dann auch in Russisch. Mit Altgriechisch haben sie Probleme.

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Unsere filmischen Pläne hab ich, glaub ich, schon mal erwähnt (näheres hierzu findet man hier). Das war nicht meine Idee, sondern die Idee meiner hiesigen Freunde. Selbst schrieb ich zwei Skizzen zu Szenarien; eins zu einer halbstündigen Urwaldidylle (die deutsche Version der zugrundliegenden Erzählung findet man hier), und, was ganz kurzes, zu einem Schweinefall (deutsche Version siehe hier). Anschließend verstanden wir, daß es trotz vorhandener professioneller Kamera und professioneller Kameraleute gar nicht so einfach sein wird, solche Kurzfilme zu drehen. Um zum Beispiel die Prinzessin mit den Kannibalen im Baum gefahrlos zu filmen, braucht es eine Hebebühne. Und wie man die vielen herunterfallenden Schweine filmen sollte – davon hatte sowieso niemand eine Ahnung.

Dafür liegt bei mir nunmehr eine professionelle Videokamera. Bei eingeschalteter Automatik kann ich sogar damit filmen; und was es mit all diesen Feinheiten in der halbautomatischen und manuellen Einstellung auf sich hat – ist mir alles zu hoch. Ansonsten ist sogar ein professionelles Stativ vorhanden; was doch sicher sehr gut ist. Vielleicht findet das alles noch seine Verwendung; doch vorerst haben wir die betreffenden Pläne auf Eis gelegt.

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Vor einem Jahr fand ich zufällig alte Notizen zu einer unerwarteten Reise nach Wolgograd (durch welche, genauso unerwartet, mein ganzes Leben umgekrempelt wurde). Ich begann, jene Notizen portionsweise zu bearbeiten und in der Klamurke zu veröffentlichen; anschließend tat ich noch verstreute weitere in Rußland entstandene oder Rußland betreffende Anmerkungen hinzu. Ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, wozu das gut sein könnte; machte es einfach (wie so vieles andere auch). – Im Weiteren beteiligte sich ein Facebook-Bekannter, der in Samara – nicht so weit weg von Wolgograd, ein Stück wolgaaufwärts – aufgewachsen ist und als Jugendlicher mit seinen Eltern nach Deutschland emigriert war. Er fand das interessant und machte sich daran, es ins Russische zu übersetzen (das Material war praktisch vollständig in Deutsch). Seine Übersetzungen waren etwas zu sehr wortwörtlich; ich mußte das in solchem Maße redigieren, daß ich es auch selbst hätte übersetzen können; doch ohne ihn hätte ich gar nicht mit Übersetzen angefangen. Inzwischen ist wieder alles zum Stillstand gekommen; aber einiges ist veröffentlicht (wozu auch immer das gut sein sollte).

Gleichfalls über Facebook fand ich den deutschen Fotografen, der am Anfang jener Reise dabei war und viel fotografierte. Zunächst war er interessiert; es gab Ansätze von Plänen, einen illustrierten Bericht auszugestalten. Doch als dann alles fertig war und online, antwortete er nicht mehr; möglich, daß es nicht ganz das war, was er erwartet hatte.
Weiter nicht schlimm; was veröffentlicht ist, lasse ich so, wie es ist; vielleicht mach ich irgendwann weiter, vielleicht auch nicht. So oder so ziehe ich es vor, Belletristik zu sehreiben.

Jenes Material kann man bei Bedarf hier finden.

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Immer wieder kommen mir Fragen hoch bezüglich Sinn und Unsinn meiner Schreiberei; vor allem, was die Belletristik betrifft. Vor kurzem grübelte ich speziell über eine bestimmte Komponente meiner Belletristik, die mir zwischendurch ganz besonders fragwürdig scheint.

Als Resultat dieser Grübelei gewann ich den Eindruck, daß es wohl richtig ist, weiter Belletristik zu schreiben, und daß eben diese mir zwischendurch fragwürdig scheinende Komponente durchaus ihren Sinn hat.


Damit ich nix vergesse, machte ich mir eine kurze Notiz, die da lautete (das Gegrübel war in russische Atmosphäre und Sprache getaucht):
 "Во всех заблуждениях сохранить человеческий облик"
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In Deutsch:
"In allen Verirrungen das menschliche Antlitz bewahren"
Ohne diese Notiz hätte ich alles wieder vergessen und hätte den Faden nicht wieder aufgreifen können.

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Vor einiger Zeit unterhielt ich mich mit Wladimir über mein Geschreibe. Wladimir betonte, daß er meine erotischen Grotesken in Ordnung findet: da sie von einer gewissen "Philosophie" durchsetzt sind. Und daß ein ähnlicher Inhalt ohne solche "philosophische Atmosphäre" geschmacklos wäre. – Einverstanden.

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Und nun schauen wir uns das Thema mal von einer anderen Seite aus an, ohne "Philosophie": Vor ein paar Jahren verfolgten Jemal und ich – hauptsächlich aus finanziellen Erwägungen heraus – Pläne, für das deutsche erotische Internetportal "Erozuna" eine russische Filiale zu schaffen.
Über mehrere Monate hinweg waren wir Tag für Tag am Werken. Wir sichteten Texte (ich selbst hatte damals noch nicht ganz so viel Geeignetes geschrieben), übersetzten, kümmerten uns um Kontakte, überlegten bevorstehende organisatorische Fragen, und wo weiter…

All diese Texte waren fast ganz ohne "Philosophie"; doch stellenweise spürte man ein gewisses Talent. Wir stellten einen Kreis von Autoren zusammen, die uns entwicklungsfähig schienen und von denen wir hofften, daß wir sie im Laufe der Arbeit "umerziehen" können.

Der Sache nach näher (wenn auch geographisch am weitesten weg) war ein Fotograf aus dem Ural, der in Erozuna erotische Fotos veröffentlichte. Seine Fotos waren auf gutem künstlerischem Niveau, ohne die geringste Abgeschmacktheit; und sein Portfolio bestand größtenteils aus beeindruckenden Fotos von den Landschaften aus dem Ural. Nun, ganz allgemein: ein intelligenter differenzierter Mensch mit weitem Horizont. Er mischte sich wenig bis gar nicht ein; doch vermittelte er eine gewisse Sicherheit: daß wir in unserem Streben nach Qualität, nach "Philosophie" nicht allein sind.

Doch mußten wir dann letztendlich unsere diesbezüglichen Pläne, unsere "Violette Auster" – wie wir unser Projekt getauft hatten – aufgeben, da es sich als unmöglich erwies, das angestrebte Niveau zu halten.


Neugierdehalber hab ich mal über Google nach unserer einstigen Auster gesucht. Fand sie sofort. Es gibt sie noch immer; wie es scheint: sogar recht aktiv. Hier das Link. Im Text über dem Bild in der Mitte bedankt man sich bei mir und bei Igor Amelkowitch (dem Fotografen aus dem Ural). Dshemal hat man vergessen.


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In meinen erotischen Grotesken wimmelt es von Masochistinnen verschiedensten Grades; bis hin zu Philophaginnen. Das iss nu mal so.

Im Zuge der allgemeinen Buntheit werden die Masochistinnen so langsam salonfähig. Ich krieg das nur am Rande mit; obwohl ich selbst erotische Grotesken schreibe les ich nur wenig erotische Texte und schau mir kaum erotische Filme an. 

Die wenigen Masochistinnen, die ich in Literatur und Film so erlebte, sind für meinen Geschmack alle zu einfach gelagert: zu wenig Tiefgang, zu schwach, zu uninteressant.

Meine Masochistinnen sind intelligent, eigenständig, mit verstehendem Blick für die Tiefen und Untiefen des Lebens; meist sogar intelligenter und stärker als die Männer, denen sie sich unterwerfen.

Meinem Dafürhalten nach haben nur solche Masochistinnen das Recht, als Heldinnen zu fungieren in Literatur und Film; eben sie schaffen die seelische Weite für Unsinn und Verirrungen mit menschlichem Antlitz; eine Weite, in welcher nebenbei auch noch genug Platz ist für sonstiges, sogenanntes Vernünftiges.

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Eben. Nicht vor dem sogenannten Bösen und all den damit verbundenen Verrücktheiten Reißaus nehmen, sondern, so man sich angesprochen fühlt, sich ihnen stellen, aufdaß man sie veredle und sie verwandle in Verrücktheiten mit menschlichem Antlitz.

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So isses.

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